März 2015: Lais 1, Richard Kandlin

März 2015: Lais 1, Richard Kandlin


Liebe Scholé-Freunde,

Damit das Datum diesmal nicht untergeht: das nächste Treffen findet am MITTWOCH, 24.3. um 18.30 in 1060, Sonnenuhrgasse 2 / Tür 6 statt – wir laden euch alle herzlich dazu ein!

Beim letzten Treffen saßen wir in einer großen Runde beisammen und Gerald Fancoij hat uns eine wunderschöne Einführung in das Natürliche Lernen gegeben. Den meisten von uns ist diese angeborene Fähigkeit durch diverse Erziehungsmaßnahmen leider recht bald abhanden gekommen… Von kleinen Kindern können wir uns das Verlorene aber jederzeit abschauen, wenn wir uns darauf einlassen, sie mit offenem Herzen zu beobachten, ohne uns einzumischen:

Ein kleines Kind folgt vorbehaltlos dem Impuls des Augenblicks. Wagemutig geht es auf etwas Neues zu und probiert aus, was sich damit anfangen lässt. Konzentriert widmet es sich seiner selbst gewählten Aufgabe, und jede neue Erfahrung ruft Begeisterung hervor. Früher oder später kann das Kind nicht länger an sich halten – es muss seine Begeisterung teilen!

Bei Dreijährigen haben Psychologen durchschnittlich ca. 100 Begeisterungsstürme pro Tag gemessen – sie sind „Dünger“ für das Gehirn, unzählige Synapsen werden dabei blitzschnell verschaltet und vernetzt, komplexe Gedanken- und Bewegungsabläufe abgespeichert.

DAS KIND IN UNS schreit immer noch danach, seinen Impulsen vorbehaltlos folgen zu dürfen… Wer es wagt, dieser inneren Stimme zu gehorchen, wird spüren, wie der Raum sich weitet – plötzlich scheint alles möglich zu sein, unerwartete Aspekte eröffnen sich, Begeisterung kommt auf… Und es dauert nicht lange, bis das Bedürfnis erwacht, diese Begeisterung mit anderen zu teilen!

Am Wochenende davor haben etwa 50 Menschen staunend miterlebt, welche Ausstrahlung und welche Kompetenzen ein junger Mensch hat, der auf diese natürliche Weise weiterlernen durfte: Der 18-jährige deutsche Absolvent der Schetininschule Richard Kandlin hat in einem Vortrag und einem zweitägigen Workshop die einzigartigen Lebens- und Lernformen vorgestellt, die in diesem russischen Internat entwickelt wurden. Berühmt wurde es, weil die Unesco Tekos mehrmals zur besten Schule der Welt erklärte, denn viele Schüler beherrschen schon nach einem einzigen Jahr den gesamten Lehrstoff des Gymnasiums so perfekt, dass sie die staatliche Externisten-Matura mit bestem Erfolg ablegen, auch wenn manche von ihnen zu dem Zeitpunkt erst 11 oder 12 Jahre alt sind.

Noch viel bemerkenswerter finde ich jedoch die MENSCHLICHE REIFE, die diese Schüler ausstrahlen – Sibylle und ich konnten uns bei einem Besuch in Tekos mit eigenen Augen davon überzeugen! Sie werden nämlich nicht etwa zu Höchstleistungen gedrillt, sondern entfalten ohne jeden äußeren Druck alle ihre künstlerischen, praktischen, intellektuellen und sportlichen Talente zugleich. Sie organisieren sich selbst, putzen, kochen, bauen, singen und tanzen miteinander und erarbeiten sich ihr Wissen in altersgemischten Gruppen, um es dann sogleich weiterzugeben. Vor allem aber machen sie sich ihre Verantwortung für sich selbst, ihre Mitmenschen, ja den gesamten Planeten tagtäglich bewusst, und dieses Bewusstsein ist es, das sie zu Höchstleistungen auf verschiedensten Gebieten inspiriert. Als Anhang findet ihr hier einen Aufsatz des Schulgründers Michail Schetinin, in dem er sein pädagogisches Credo darlegt:

Richard Kandlins Vortrag haben wir auf Video aufgenommen, er wird demnächst auf Youtube zu sehen sein – den Link werde ich natürlich an euch alle versenden!

Den Versuch, in dürren Worten von dem unglaublichen Schaubilder-Workshop zu berichten, habe ich aufgegeben…Diese Schaubild-Arbeit, die beim selbstorganisierten Lernen der Schetininschüler eine zentrale Rolle spielt, sollte jeder, der sich dafür interessiert, einmal selbst ausprobiert haben! Da Richard nicht so bald wieder nach Wien kommen kann – er ist derzeit im gesamten deutschen Sprachraum unterwegs, um sein Wissen und Können zu teilen -, müssen wir das selbst in die Hand nehmen:

Am Montag, dem 16.3. soll der erste Einführungsvortrag stattfinden, die praktische Schaubildarbeit dann am Freitag danach. Wenn unsere (bereits ausgebuchte!) Generalprobe gelingt, werden wir diese Kombination aus Einführung und praktischer Umsetzung in regelmäßigen Abständen ausschreiben: Wir wären sehr dankbar, wenn diejenigen unter euch, die daran interessiert sind, uns das per Mail mitteilen!

Richard Kandlins Besuch, auf den wir uns so lange schon gefreut hatten, hat ein Feuerwerk der Begeisterung angezündet – und natürlich brennen wir darauf, dieses Feuer weiterzugeben!

Bis bald, hoffentlich! Alexandra und Sibylle